Das Kastell - seine Umwehrung und die Innenbebauung

Kastell Arnsburg aus der Luft. Deutlich erkennt man Teile der Bebauung (Foto: Elsner).

Kastell Arnsburg aus der Luft. Deutlich erkennt man Teile der Bebauung (Foto: Elsner).

Die Umwehrung des 185 m x 161 m (2,9 ha) großen Kastells bestand aus einem Spitzgraben, dessen Breite bei den Ausgrabungen zwischen 5,40 m und 12,12 m betrug. Im Messbild der Geomagnetik zeichnet sich eine Einschnürung des Grabens vor dem östlichen Lagertor ab. Zudem erkennt man vor der Westfront des Kastells zwei parallel zueinander verlaufende Gräben. Dieser Befund kann bisher nicht interpretiert werden. Der Verlauf der Kastellmauer mit den Toren, einem Eck- und mehreren Zwischentürmen ist gut sichtbar. Die Mauer aus Basalt und Mandelstein war im Aufgehenden rund 1,35 m breit und mindestens fünf bis sechs Meter hoch. Der Wehrgang verlief auf einem an ihrer Rückseite aufgeschütteten Erdwall (vallum). Türme flankierten die vier Tore. Das Haupttor im Osten (porta praetoria) sowie das Südtor (porta principalis dextra) verfügten über eine zweispurige Durchfahrt. Im Norden baute man wohl im 3. Jahrhundert n. Chr. einen Steinbau an die Mauer an, der als Geschützplattform gedient haben könnte.

Kastell Arnsburg im Messbild der Geomagnetik (Abb.: Posselt&Zickgraf Prospektionen GbR).

Kastell Arnsburg im Messbild der Geomagnetik (Abb.: Posselt&Zickgraf Prospektionen GbR).

Unser Bild von der Innenbebauung des Kastells ist bis heute unvollständig. Im Zentrum des Kastells stand das Stabsgebäude (principia). Seine Vorhalle überdeckte im Osten die Kreuzung der beiden Lagerhauptstraßen. Die Seitenflügel des Gebäudes umschlossen einen Innenhof, in dem vermutlich zwei Brunnen lagen. Die Räume der Seitenflügel beherbergten Dienstzimmer und Waffenkammern. Im Westen befand sich eine Raumflucht mit dem zentral gelegenen Fahnenheiligtum (aedes). Unmittelbar südlich der principia stand ein großer Speicherbau (horreum) aus Stein. Diesem gegenüber umschloss eine Mauer einen Komplex mit einem Steinbau sowie einem zugehörigen Hof. Das Gebäude besaß mindestens sieben Räume. Einer verfügte über eine Fußbodenheizung (hypocaustum), in einem anderen stand ein gemauertes sechseckiges Becken. Vermutlich handelt es sich um das Wohnhaus (praetorium) des Kommandanten der in Arnsburg stationierten Einheit, eines römischen Ritters. Spuren der in Fachwerkbauweise errichteten Mannschaftsbaracken der Besatzung finden sich im Westen des Kastells.

Das Limeskastell "Alteburg" wurde vermutlich vor 100 n. Chr. als Holz-Erde-Lager errichtet. Spuren dieser Anlage sind bisher nicht nachweisbar. Der Ausbau in Stein erfolgte um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Das Kastell bestand bis um 260/270 n. Chr. Die Besatzung bildete eine teilweise berittene Einheit der römischen Hilfstruppen (cohors equitata). Diese sehr mobilen Verbände stellten eine Besonderheit entlang der römischen Reichsgrenze dar. Die rund 500 Soldaten besetzten nicht nur die Wachttürme am Limes und kontrollierten dessen Übergänge, sie unternahmen darüber hinaus Patrouillenritte entlang der Grenze und in das Vorfeld des Limes.

Text: Dr. Carsten Wenzel, Göllingsweg 4, 61191 Rosbach