Das Kastell über der Wetter

Auf einem Plateau oberhalb der Wetterniederung: das Areal von Kastell und Lagerdorf (Foto: S. Sulk).

Auf einem Plateau oberhalb der Wetterniederung: das Areal von Kastell und Lagerdorf (Foto: S. Sulk).

Auf einem Plateau oberhalb der Einmündung des Welsbachs in die Wetter errichtete die römische Armee Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. das nördlichste Kohortenkastell am Wetteraulimes. Seine Lage war strategisch bedeutend. Kastell Arnsburg schützte einen wichtigen Zugang aus der Provinz Obergermanien in die germanischen Siedlungsgebiete im Norden. Die Lage auf der Hochfläche ermöglichte es zudem, einen großen Abschnitt des in rund 1,5 km Entfernung verlaufenden Limes einzusehen.

Die Flurbezeichnung "Alteburgacker" bzw. "Alteburg" ist seit dem 14. Jahrhundert für das Kastellareal belegt. Konrad von Arnsburg stiftete im Jahr 1151 auf dem Ruinengelände des ehemaligen Kastells ein Benediktinerkloster. Dieses wurde bereits 1174 aufgegeben. An seine Stelle trat das heute noch sichtbare Zisterzienserkloster Arnsburg.

Das Kastell und die Überreste des Klosterbaus nach den Grabungen des Jahres 1893 (Abb.: ORL).

Das Kastell und die Überreste des Klosterbaus nach den Grabungen des Jahres 1893 (Abb.: ORL).

Ab dem 17. Jahrhundert galt Arnsburg als Standort eines römischen Kastells. Dessen Spuren entdeckten Christian W. Fabricius und Johann Ph. Dieffenbach im Jahr 1842. Die bisher einzige Ausgrabung im Kastell führte Friedrich Kofler 1893 im Auftrag der Reichs-Limeskommission durch. Seine Untersuchung bildet bis heute die Grundlage unserer Kenntnisse über dessen Aufbau und Baugeschichte. Ausdehnung und Struktur der zugehörigen Zivilsiedlung blieben lange nahezu unbekannt. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Areals führte in den letzten Jahrzehnten zu massiven Eingriffen in die Denkmalsubstanz der römischen Anlagen. Diese Verhältnisse zogen über Jahre hinweg illegale Metallsondengänger an, die das Areal intensiv begingen und ausplünderten.

Die Erforschung des Kastells Arnsburg mit seinem ausgedehnten Lagerdorf sowie dem zugehörigen Gräberfeld stellt besondere Anforderungen an die Archäologen. Ohne den Einsatz moderner Technik wäre das unmöglich. Für großflächige und zerstörungsfreie Untersuchungen nutzt man daher geophysikalische Prospektionen (Geomagnetik, Geoelektrik, Georadar). Die Geomagnetik erfasst lokale Veränderungen im Erdmagnetfeld, die natürlichen Ursprungs sein können oder durch Eingriffe des Menschen verursacht wurden. Mit Hilfe von Filtern werden in der Auswertung Bereiche dargestellt, in denen sich archäologische Befunde abzeichnen. So können an der Oberfläche nicht mehr sichtbare Baustrukturen erfasst werden.

Mit moderner Technik auf der Spur der Römer in Arnsburg: das Kastell und seine Umgebung im geomagnetischen Messbild (Abb.: Posselt&Zickgraf Prospektionen GbR).

Mit moderner Technik auf der Spur der Römer in Arnsburg: das Kastell und seine Umgebung im geomagnetischen Messbild (Abb.: Posselt&Zickgraf Prospektionen GbR).

Text: Dr. Carsten Wenzel, Göllingsweg 4, 61191 Rosbach